Die Blende in der Fotografie

Wenn du diesen Beitrag list, erfährst du alles, was du über die Blenden wissen musst. Sie ist neben dem ISO Wert und der Belichtungszeit eine der drei wichtigsten Kamera-Einstellungen in der Fotografie. Gerade als Fotografie Anfänger ist es extrem wichtig, dass du die Funktion der Blende verstehst und von Beginn an lernst, wie du deine Bilder damit gestalten kannst. Ich werde dir helfen, das Maximum aus deiner Kamera herauszuholen!

Was macht die Blende?

Die Blende beeinflusst vor allem zwei Aspekte eines Bildes. Sie gibt deinen Fotos Dimension, indem sie den Hintergrund unscharf macht und sie verändert die Belichtung, indem sie Aufnahmen abdunkelt oder aufhellt. Die folgenden zwei Bilder sind exakt identisch bis auf den Hintergrund, der einmal scharf, und einmal unscharf ist. Diese Unschärfe (auch Tiefenschärfe genannt) kannst du mit der Blende regeln, indem du die in deiner Kamera einstellst.

Wie funktioniert die Blende?

Salopp gesagt ist die Blende ein Loch in deinem Objektiv, durch das Licht ins Innere der Kamera fällt. Sie funktioniert wie ein Auge: Deine Pupillen werden größer oder kleiner, je nachdem, wie viel Licht vorhanden ist. Übertragen auf die Fotografie bedeutet das: die Blende ist die Pupille deines Objektivs. Auch sie kann nach Belieben vergrößert oder verkleinert werden. Damit kontrollierst du, wie viel Licht auf den Kamerasensor trifft. Die ineinanderlaufenden „Flügel“ oder „Blätter“ formen eine Art Sperre, um Licht zu blockieren. Dieses kommt so nur noch durch das Loch in der Mitte herein. Die technische Definition für die Blende ist: „Die Öffnung in einem Objektiv, durch die Licht ins Innere der Kamera fällt.“

Einfluss der Blende auf die Belichtung

Die Blende kann mehrere Auswirkungen auf deine Bilder haben. Die wichtigste ist die Helligkeit, auch Belichtung genannt. Machst du die Blende grösser (offener), kommt mehr Licht hinein und dein Bild wird heller. Ist sie kleiner, wird die Aufnahme automatisch dunkler. In einer dunklen Umgebung solltest du also eine weit geöffnete Blende verwenden, damit so viel Licht wie möglich aufgenommen werden kann. Das macht Sinn, denn aus demselben Grund werden deine Pupillen in der Nacht grösser.

Tiefenschärfe: Schärfe des Hintergrunds

Die Schärfe, oder eben Unschärfe des Hintergrunds wird als Tiefenschärfe bezeichnet und wird ebenfalls durch die Blende gesteuert. Sie gibt an, von wo bis wo dein Bild in die Tiefe scharf ist. Einige Bilder haben eine „flache“ Tiefenschärfe, was zu einem unscharfen Hintergrund führt. Andere wiederum haben eine hohe Tiefenschärfe, wobei sich die Schärfe von vorne bis hinten durch das Foto zieht. Lies hier unseren Artikel zum Thema Tiefenschärfe. Da wirst du lernen, wie du tolle Effekte damit zauberst.

Im Bild unten ist nur die vorderste Flasche scharf, was an der sorgfältig gewählten, weit geöffneten Blende liegt. Diese habe ich hier absichtlich gewählt, weil sie dem Bild eine schön flache Tiefenschärfe (auf Englisch auch Shallow-Focus-Effect genannt) verleiht. Hätte ich sie hier kleiner gemacht, wären alle Flaschen von vorne bis hinten scharf.

Depth of Field© Zuri

Um dir das Prinzip zu merken, denk an folgendes: Eine große Blende führt zu großer Unschärfe in der Tiefe. Bei Porträtaufnahmen ist dieser Effekt übrigens sehr beliebt, wie auch generell bei Fotos von Objekten, bei denen du einen unscharfen Hintergrund möchtest. Das obige Foto hat einen unscharfen Hintergrund und ein sehr angenehmes Bokeh, das macht es speziell. Umgekehrt erzeugt eine kleine Blende wenig Unschärfe. Das ist zum Beispiel ideal für Landschaftsfotografie oder Architekturbilder, wo meist Vorder- und Hintergrund scharf sein müssen.

Wenn ein Bild durchgehend scharf sein soll und ein Objekt im Vordergrund liegt (wie z.B. ein Stein), dann gelten noch einmal andere Regeln. Wenn du dich speziell für die Landschaftsfotografie interessierst, dann empfehle ich dir nach diesem Artikel alles über die hyperfokale Distanz zu lesen.

Was bedeutet die F-Nummer oder F-Stop?

Bisher haben wir zur Umschreibung der Blendenöffnung nur die Begriffe „gross“ und „klein“ verwendet. Doch die Grösse der Blende kann auch in Zahlen angegeben werden. Diese Zahl nennt man F-Nummer oder auf Englisch auch F-Stop. Vor jedem Blendenwert steht der Buchstabe „f“ – zum Beispiel f/8. Du hast das bestimmt schon einmal gesehen auf deiner Kamera; vielleicht auf dem Display oder im Sucher. Einige Modelle verzichten auf den Schrägstrich, diese Zahlen sehen dann so aus: f2, f3.5, f8 etc.

Grosse vs. kleine Blende

Was Anfänger immer wieder verwirrt, ist der Fakt, dass eine kleine Blendenzahl für eine grosse Blende steht und eine grosse Blendenzahl für eine kleine. Blende f/4 ist also grösser (offener) als f/8 und viel grösser als f/13. Die meisten finden das komisch, weil es doch genau anders herum sein sollte. Das ist aber kein Schreibfehler: Die Blende ist ein Bruch oder respektive ein Bruchteil. Du denkst jetzt oh-oh, kommt der mir jetzt echt mit Mathe? Ja, aber glaub mir, das macht es gleich viel einfacher. Ein Wert von f/10 steht für einen Zehntel. Wenn du in der Schule ein bisschen aufgepasst hast, weisst du, dass ein Zehntel ganz klar kleiner ist als ein Viertel. Und genau aus diesem Grund ist f/10 kleiner als f/4.

Wenn dir also jemand zu einer grossen Blende für ein bestimmtes Foto rät, dann ist f/1.4, f/2, f/2.8 oder ähnlich gemeint. Wird dir zu einer kleinen Blende geraten, nimmst du f/8, f/11 oder f/16.

Die richtige Blende wählen

Du weisst jetzt, was die verschiedenen Blendenwerte bedeuten. Doch welchen wendest du wann an? Hier eine kleine Grafik, die den Helligkeitsunterschied zwischen einigen üblichen Blendenstufen aufzeigt:

Einfluss der Blende auf die Belichtung© Tiffany Nutt

In einer dunkleren Umgebung solltest du große Blendenöffnungen wie z.B. f/2.8 verwenden, damit das Foto auch hell genug wird. Wie bereits erklärt, öffnen sich die Pupillen deiner Augen im Dunkeln ja ebenfalls, um auch das kleinste Bisschen Licht einzufangen.

Im Bezug auf die Tiefenschärfe wollen wir an dieser Stellen nochmals daran erinnern, dass eine Offenblende wie f/2.8 zu viel Unschärfe im Hintergrund führt. Für Porträtfotos wäre das super. Blendenstufen wie f/8, f/11 oder f/16 wiederum helfen dir, dein Foto von vorne bis hinten scharf abzubilden. Das ist gut für Landschaftsfotos.

Ärgere dich nicht, wenn dein Foto mit der eingestellten Blende zu hell oder zu dunkel ist. Du kannst meist mit der Belichtungszeit oder der ISO korrigieren, wenn die Blende an ihre Grenzen stößt.

Blendenwerte und ihr Einfluss

Zur Repetition; hier nochmal alles, was du bisher gelernt hast:

F-Nr. Blendengröße Belichtung Tiefenschärfe
f/1.4 sehr groß Lässt viel Licht rein sehr Flach
f/2.0 groß Halb so viel Licht wie f/1.4 Flach
f/2.8 groß Halb so viel Licht wie f/2.0 Flach
f/4.0 mittel Halb so viel Licht wie f/2.8 Mittelflach
f/5.6 mittel Halb so viel Licht wie f/4.0 Mittelflach
f/8 mittel Halb so viel Licht wie f/5.6 Mitteltief
f/11 klein Halb so viel Licht wie f/8 Tief
f/16 klein Halb so viel Licht wie f/11 Tief
f/22 sehr klein Halb so viel Licht wie f/16 sehr Tief

Blende richtig einstellen

Wenn du deine Blende manuell einstellen willst (was wir sehr empfehlen), dann gibt es dafür zwei Kameramodi. Der eine ist der Blendenprioritätsmodus und der andere der manuelle Modus. Ersterer ist auf den meisten Kameras mit „A“ oder „Av“ angeschrieben, letzterer mit einem einfachen „M“. Du findest diese Buchstaben auf dem Modusrädchen der Kamera.

Im Blendenprioritätsmodus stellst du die Blende selbst ein und die Kamera kümmert sich um die Belichtungszeit. Auf Manuell kannst du alles selber kontrollieren.

Maximale und Minimale Blenden von Objektiven

Jedes Objektiv hat ein Limit, wie groß oder klein die Blende werden kann. Diese Informationen findest du in den technischen Daten deines Objektivs. Am wichtigsten ist eigentlich die maximale Größe. Sie sagt dir, wie viel Licht die Linse aufnehmen kann und ob du damit auch bei Dunkelheit gute Fotos machen kannst. Eine Maximalblende von f/1.4 oder f/1.8 deutet auf ein sehr „schnelles“ Objektiv hin, weil mehr Licht hindurchkommt. Als „langsam“ gilt dann z.B. f/4. Schnelle Objektive kosten meist einiges mehr als langsame.

Die Minimalblende hingegen ist nicht so wichtig, weil die meisten modernen Objektive sowieso bis f/16 oder kleiner gehen. Eine kleinere Blende wirst du im Alltag selten brauchen.

Bei einigen Zoom-Objektiven kann sich die Blende verändern, wenn du rein- oder raus zoomst. Beim Nikon 18-55mm f/3.5-5.6 zum Beispiel ist die größte Blende f/3.5. Wenn du aber näher ran zoomst, verkleinert sie sich automatisch. Teurere Objektive, wie z.B. das Nikon 24-70mm f/2.8, können die Blende auch beim Zoomen beibehalten. Die größten fixen Blenden haben aber oft Objektive mit fester Brennweite (z.B. 50mm), damit haben sie Zoom-Objektiven gegenüber einen Vorteil.

Die maximale Blende eines Objektivs ist so wichtig, dass der Wert sogar im Namen, resp. der Produktbezeichnung steht. Das wird dann oft mit einem Doppelpunkt geschrieben, anstatt mit einem Schrägstrich – gemeint ist aber dasselbe. Die kleinste Blende, respektive die „offene Blende“ hat theoretisch einen Wert von f1. In der Praxis ist das aufgrund der Bauart der Kameras und Objektive physikalisch aber kaum möglich.

Zoomen und Blenden-Stufen

Wenn du zoomst, veränderst du die Brennweite. Die Zoom-Einstellung hat einen Einfluss auf die möglichen Blenden-Werte, die an der Kamera eingestellt werden können. Wird ein Motiv mit einem optischen Zoom „näher geholt“, dann sind die niedrigsten Blenden-Stufen nicht mehr einstellbar. Bei kleinem Zoom liegt der minimale Wert je nach Objektiv z.B. bei f/2.8, bei aktivem Zoom dann beispielsweise bei f5.6. Deine Kamera ist also nicht kaputt, wenn du die Werte nicht mehr einstellen kannst – aber mit aktivem Zoom muss die Blende zunehmend geschlossen werden. Auch hier gilt wieder dasselbe Prinzip. Wenn du in die Ferne schaust, dann kneifst du die Augen zusammen.

Helligkeit mit Blende oder Verschlusszeit steuern

Wie schon einmal kurz erwähnt, steht die Belichtungszeit in sehr engem Zusammenhang mit der Blende. Sie gibt an, wieviele Sekunden Licht durch das Objektiv auf den Sensor fällt. Bei einer grossen Blende (kleiner Lichtdurchlass) muss die Belichtungszeit resp.die Verschlusszeit entsprechend länger sein, damit gleich viel Licht auf den Sensor fällt wie bei einer kleinen Blende (grosser Lichtdurchlass). Die folgende Grafik zeigt dir die Zusammenhänge:

Blende Schärfe Zusammenhang© unbekannt

Bei einer längeren Belichtungszeit muss eventuell ein Stativ verwendet werden. Eine Faustregel besagt, dass ab ca. 1/15 Sekunde Belichtungszeit bereits ein Stativ verwendet werden sollte, damit das Bild nicht verwackelt. Das Bild kann schnell zu dunkel werden, wenn man nur eine größere Blende wählt und die Belichtungszeit nicht anpasst. Die Helligkeit des Bildes wird also rein durch die Einstellung der Blende nicht beeinflusst, sondern nur durch die Belichtungszeit. In unserem Beispiel mit dem „AV“-Modus wird die Belichtungszeit von der Kamera automatisch bestimmt. Wechselt man in den „M“-Modus, ist jede Einstellung manuell einstellbar, also auch die Belichtungszeit.

Praxisbeispiele von verschienen Blenden

Nachdem wir nun eine gründliche Erklärung durchgegangen sind, wie die Blende funktioniert und wie sie sich auf Ihre Bilder auswirkt, lassen Sie uns einen Blick auf Beispiele an verschiedenen Blendenstufen werfen.

  • f/0,95 – f/1,4

    – solche „schnellen“ maximal offene Blenden sind nur bei Festbrennweite-Objektiven erhältlich. Diese können viel Licht in wenig Zeit einlassen. Damit sind sie ideal für jede Art von Schwachlichtfotografie, beispielsweise für das Fotografieren im Innenbereich, bei Hochzeiten in dunklen Sääle, Nachthimmelaufnahmen, Porträts in schwach beleuchteten Räumen, Firmenevents, etc. Mit solchen tiefen Blendenstufen erhältst du eine sehr geringe Tiefenschärfe, wodurch das Motiv vom Hintergrund losgelöst erscheint.

  • f/1.8 – f/2.0

    – einige immernoch erstklassige Festbrennweiten sind auf f/1.8 beschränkt und bieten etwas schlechtere Schwachlicht-Fähigkeiten. Dennoch, wenn es dein Ziel ist, ästhetisch ansprechende Bilder zu fotografieren, sind diese Objektive von enormem Wert. Bei Aufnahmen zwischen f/1,8 und f/2 kannst du das Motiv immer noch bestens vom Hintergrund abgrenzen und erreichst zudem ein schönes Bokeh aus geringer Entfernung.

  • f/2.8 – f/4

    – die meisten professionellen Zoomobjektive sind auf einen Blendenbereich von 2,8 bis 4 Blendenstufen beschränkt. Obwohl sie in Bezug auf die Lichtaufnahme nicht so leistungsfähig sind wie f/1,4-Objektive, bieten sie oft Vorteile bei der Bildstabilisierung, die sie auch bei Aufnahmen unter schlechten Lichtverhältnissen vielseitig einsetzbar machen. Das Fotografieren mit Blenden im Bereich f/2,8 – f/4 bietet für die meisten Objekte oft immer noch eine adäquate Tiefenschärfe und liefert eine hervorragende Schärfe. Solche Blenden sind unter anderem ideal für Reisen, Sport und Wildtiere.

  • f/5.6 – f/8

    – das ist die ideale Blende für die Landschafts- und Architekturfotografie. Dieser Blendenbereich ist auch für Gruppenfotos geeignet. Das Öffnen der Blende auf den f/5,6-Bereich bietet oft die beste Gesamtschärfe für die meisten Objektive. f/8 wird verwendet, wenn mehr Tiefenschärfe erforderlich ist.

  • f/11 – f/16

    – typischerweise eingesetzt für Landschafts-, Architektur- und Makroaufnahmen, bei denen eine möglichst durchgehende Tiefenschärfe erforderlich ist. Sei vorsichtig, wenn du über f/8 hinaus gehst, da du aufgrund der Linsenbeugung zunehmends an Schärfe verlierst.

  • f/22

    – und kleiner solltest du nur nutzen, wenn du ganz genau weisst, was du tust. Die Bildschärfe leidet bei f/22 und kleineren Öffnungen sehr stark, daher solltest du sie nach Möglichkeit vermeiden. Wenn du durchgehende Tiefenschärfe benötigst, ist es am besten, dich vom Motiv zu entfernen oder stattdessen eine Fokussierungstechnik zu verwenden. Die verschiedenen Möglichkeiten dazu findest du in unserem Artikel zur hyperfokalen Distanz.

Zusammenfassung Blende

Die Blende ist in der Fotografie eine essenzielle Einstellung, wenn nicht sogar die wichtigste von allen. Sie beeinflusst nämlich sowohl Tiefenschärfe als auch Belichtung. Wichtigere Elemente gibt es für ein Foto eigentlich nicht.