Polarisationsfilter – Effekte und richtige Anwendung
Ein Polarisationsfilter (auch Polfilter) ist eines der wichtigsten Werkzeuge, wenn du Landschaften, oder allgemein draußen fotografierst. Er ist typischerweise der erste Filter, den ein Landschaftsfotograf kauft, um seine Bilder zu verbessern – denn er bringt Leben und Kontrast ins Bild. In diesem Artikel bekommst du detaillierte Informationen zu Polarisationsfiltern, was sie tun, warum sie wichtig sind und weshalb du für Landschaftsfotografie einen verwenden solltest.
Warum einen Polarisationsfilter verwenden?
Der größte Frust beim Fotografieren von Landschaften wird ausgerechnet von etwas verursacht, das nicht da ist: Farben. Sonnenlicht wird von der Atmosphäre und Objekten in der Landschaft reflektiert, bevor es seinen Weg in deine Kamera findet. Dieser Umstand lässt deine Fotos fade und leblos erscheinen. Solche Reflexionen kannst du mit einem Polarisationsfilter sehr einfach ausgleichen. Erst montierst du den Filter vorne auf deinem Objektiv. Dann drehst du ihn in einen bestimmten Winkel. Der Filter nimmt nun das meiste reflektierte Licht aus der Szene, wodurch sich deine Fotos sofort verbessern, weil nun mehr Sättigung und Kontrast vorhanden ist. Wenn du weit entfernte Objekte, wie z.B. Berge oder Panoramas fotografierst, kann ein Filter auch atmosphärischen Dunst abschwächen.
Der Effekt
Du hast dich vielleicht gefragt, wie manche Fotografen auf ihren Bildern so satte Farben hinbekommen. Gerade beim Himmel, dem Blätterdach eines Waldes oder weit entfernten Objekten kann das schwierig sein. Hier hast du die Antwort: Mit einem Polarisationsfilter. Klar kannst du die Farben auch in der Nachbearbeitung verstärken, der Effekt eines Polarisationsfilters kann aber auch mit den besten Bildbearbeitungsprogrammen nicht vollumfänglich nachgeahmt werden. Gerade, wenn es ums Reduzieren von reflektiertem Licht, Lens Flare oder Dunst geht, ist ein richtiger Filter für Landschaftsfotografie einfach unverzichtbar.
Die Anwendung
Die meisten Objektive haben vorne ein Filtergewinde, auf das du einen passenden Filter aufschrauben kannst. Auf solchen Objektiven lässt sich ein sogenannter zirkulärer (kreisförmig) Polarisationsfilter montieren. Ein solcher ist sehr einfach zu bedienen. Du kannst ihn entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn drehen – ähnlich wie der Fokusring des Objektivs beim manuellen Fokussieren. Durch das Drehen verstärkt oder verringert sich der Polarisationseffekt. Der Sonnenstand hat einen großen Einfluss auf die Polarisation, daher ist es wichtig zu wissen, dass sich sowohl die Tageszeit als auch die Jahreszeit auf die Stärke des Effekts auswirken.
Maximale Polarisation
Der maximale Polarisationsgrad liegt in einem kreisförmigen Band im 90°-Winkel zur Sonne. So ist es relativ einfach zu bestimmen, wo der Himmel auf deinen Fotos am dunkelsten erscheinen wird. Dazu gibt es einen kleinen Trick: Forme mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole und richte sie auf die Sonne. Jetzt drehst du deinen Daumen im oder gegen den Uhrzeigersinn, während der Zeigefinger weiterhin auf die Sonne zeigt. Der Teil des Himmels, auf den dein Daumen jetzt zeigt, wird den höchsten Polarisationsgrad aufweisen, weil er im rechten Winkel zur Sonne liegt. Wenn die Sonne also direkt über dir kurz vor dem Zenit steht, wird der Himmel horizontal polarisiert. So erscheint er mehr oder weniger gleichmäßig in alle Richtungen.
Wenn die Sonne aber näher am Horizont steht, wie bei Sonnenauf- oder untergang, wird der Himmel hauptsächlich vertikal polarisiert. Das kann zu Problemen führen, wenn du Landschaften mit einem Weitwinkelobjektiv fotografierst. So werden nämlich die stärker polarisierten Bereiche des Himmels im Bildausschnitt sichtbar. Geht die Sonne in der linken Bildhälfte auf, so ist es klar, dass die rechte Hälfte dunkler wird. Denn da gibt es den höchsten Polarisationsgrad. Mit solchen Problemen wirst du oft beim Fotografieren von Landschaften während der goldenen Stunde konfrontiert. Dann musst du mit dem Polarisationsfilter aufpassen, besonders in Kombination mit Weitwinkelobjektiven. Ein Teleobjektiv könnte hier helfen, weil es sich auf einen kleineren Bereich konzentrieren und somit den ungleichen Himmel verbergen kann.
Farbverläufe bei Polarisationsfilter vermeiden
Kürzlich wollte ich eine große heiße Quelle fotografieren und hatte kein Ultraweitwinkelobjektiv dabei. So musste ich mit einer 24 mm-Brennweite ein Panorama aufnehmen, das sich aus mehreren vertikalen Bildern zusammensetzt. Als ich das Panorama dann in Lightroom zusammengebastelt hatte, erkannte ich plötzlich ein Problem mit der Polarisation am Himmel. Man sah klar und deutlich, wo der maximale Polarisationsgrad auftritt, nämlich genau in der Mitte. Im Vergleich war der Himmel links und rechts viel heller. Das war so, weil die Sonne in der rechten Bildhälfte aufging, wodurch der dunkelste Teil des Himmels vertikal ist.
So ein «unregelmäßiger» Himmel kann in der Nachbearbeitung zu Schwierigkeiten führen, deswegen solltest du mir Polarisationsfiltern aufpassen, wenn du bei Sonnenauf- oder untergang Fotos damit schießt – insbesondere, wenn du ein Weitwinkelobjektiv benutzt. In vielen Fällen hilft es, weniger Himmel aufs Foto zu nehmen oder den Polfilter zu drehen, um diesen unerwünschten Effekt abzuschwächen. Wenn ran zoomen, respektive weniger Himmel aber keine Option ist, lässt du den Polarisationsfilter besser ganz weg. Dann hast du sicher keine Probleme mit Farbverläufen im Himmel.
Umgang mit unnatürlich dunklem Himmel
Wenn deine Kamera auf den Teil des Himmels gerichtet ist, der den höchsten Polarisationsgrad aufweist und der zirkuläre Polarisationsfilter gleichzeitig an seinem stärksten Punkt ist, kann der Himmel unnatürlich dunkel erscheinen, was dann ziemlich fake aussieht. Du kannst dem mit Drehen des Polfilters entgegenwirken, das schwächt den Effekt ab. Der Himmel wird so heller und die Gefahr eines Farbverlaufs geringer.
Im Bild unten habe ich den Filter auf maximale Polarisation ausgerichtet. Das hat zu einem unnatürlich dunklen Himmel und einem Farbverlaufsmuster geführt. Um das Problem zu lösen, musste ich lediglich etwas am Filter drehen, bis der Himmel wieder heller wurde. Ein kleiner Dreh hat alles wieder ins Lot gebracht, ohne dass ich den Polarisationsfilter entfernen musste.
Polarisationsfilter entfernen Spiegelungen
Einer der Hauptgründe warum Fotografen Polarisationsfilter verwenden, ist das Entfernen von Spiegelungen. Spiegelungen sind überall und kommen in der Natur oft vor. Neben den üblichen Spiegelungen in Teichen, Seen oder Fenstern, können Lichtreflexe auch durch die Vegetation oder von Felsen rund um Wasserfälle verursacht werden. In solchen Situationen hilft ein Polarisationsfilter enorm, die Spiegelung zu blockieren. Zudem gibt er dem Bild mehr Kontrast und Farbsättigung. Schau dir das Bild unten an:
Wie du siehst, reflektiert das Wasser auf dem ersten Foto stark. Mit dem Filter kannst du die Spiegelung im Teich entfernen, sodass das Wasser kaum mehr sichtbar ist. Auch die Farbe wird sich verändern. Solche Effekte kriegst du mit einer Bildbearbeitungssoftware nicht hin.
Dunst- und Kontrastreduktion
Ich habe beim Fotografieren oft mit Dunst zu kämpfen. Aus diesem Grund trage ich immer einen Polarisationsfilter bei mir. Den Landschaftsfotografen unter uns ist Dunst nicht neu und so ein Filter hilft auch später bei der Bildbearbeitung. In Kombination mit den Kontrastwerkzeugen der Software können wir die „Entdunstung“ quasi verdoppeln. Ein wenig Dunst ist in der Nachbearbeitung kein Problem, aber wenn er dicker ist, ist ein Polarisationsfilter echt hilfreich.
Polarisationsfilter verbessern die Farben
Auch fürs Fotografieren von Wasserfällen und Blattwerk kann ein Polfilter von unschätzbarem Wert sein. Das Bild unten hätte ohne Filter ganz anders ausgesehen.
Wenn du Wasserfälle fotografierst, wird viel Licht von den nassen Felsen und der Vegetation zurückgeworfen. Polarisation macht in solchen Situationen einen gewaltigen Unterschied. Sie dämpft nicht nur die Reflexionen, sondern verleiht dem Bild auch einen schöneren Farbton und Kontrast.
Nachteile eines Polarisationsfilters
Leider haben Polfilter nicht nur Vorteile. Hier ein paar Dinge, die du beachten solltest:
- Polarisierte Filter können dir den Himmel versauen. Wie bereits erwähnt, kann ein Filter in Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv während eines Sonnenauf- oder untergangs das Problem mit dem Farbverlauf verursachen. Das Gleiche gilt für Panoramas. Bei denen musst du besonders aufpassen, weil der Verlaufseffekt in der Nachbearbeitung sehr schwer zu korrigieren ist.
- Das Aufsetzen und Benutzen von Polarisationsfiltern braucht Zeit. Wenn du beim Knipsen einen Filter draufhast, musst du dich etwas mehr auf den eigentlichen Prozess des Fotografierens konzentrieren. Zirkuläre Polarisationsfilter müssen oft justiert werden und wenn du dich viel bewegst, braucht es vor jedem Bild eine kleine Drehung. Der Effekt verändert sich nämlich stark, je nachdem wie die Sonne steht oder wie die Kamera ausgerichtet ist. Außerdem ist es manchmal schwierig, die Veränderung durch den Sucher überhaupt zu sehen – gerade bei Kameras mit kleinem Sucher.
- Polarisationsfilter klauen dir Licht! Ein wirklich großer Nachteil solcher Filter ist, dass sie einen Teil des Lichts blockieren, dass durch dein Objektiv fallen soll. Nicht alle Filter sind gleich, aber generell musst du mit einem Unterschied von 2-3 Blendenstufen rechnen. Qualitativ hochwertige Teile blockieren nur wenig Licht, ca. 1-1.5 Stufen. Günstigere Varianten können aber zu einer Differenz von bis zu 3 Blendenstufen führen, was ziemlich viel ist. Aus diesem Grund solltest du Polarisationsfilter nur einsetzen, wenn du sie wirklich brauchst.
- Hochwertige Filter sind teuer. Je nach Durchmesser, Glasqualität, Beschichtung und Marke können high-end Filter recht teuer sein. Wenn du dann noch für jedes Objektiv eine andere Größe benötigst, wird das Portemonnaie noch leichter. Meine Empfehlung hier wäre, dass du nur eine Größe kaufst (die größte) und für die anderen Objektive Adapterringe verwendest. So kannst du für alle Linsen den gleichen Filter verwenden und sparst Geld. So verlierst du zwar Zeit beim Montieren, dafür hast du ein paar hundert Franken mehr für Anderes übrig.
- Polfilter können Artefakte oder Flares (Lichtreflexe) verursachen. Ein Filter ist ein weiteres Stück Glas vor deinem Objektiv und erhöht die Gefahr von Artefakten und Lichtreflexen – Lens Flare. Gerade bei günstigen Filtern passiert das häufig. Du musst zudem darauf achten, dass sowohl Objektiv als auch Filter sauber sind, denn Staub oder andere Partikel können auch ein Grund für Flares sein. Das wiederum führt zu reduziertem Kontrast und Verlust der Bildqualität.
- Zirkuläre Polarisationsfilter können Vignettierungen verursachen. Bei weitwinkligen Objektiven kann es zu einer ausgeprägten Vignettierung an den Bildrändern kommen. Um das zu vermeiden, empfehle ich dir, nicht mehrere Filter übereinanderzulegen. Kaufe nur Filter vom Typ „slim“ oder „nano“, die sind besonders dünn und führen seltener zu Vignettierung. Allerdings kriegst du so den Objektivdeckel vermutlich nicht mehr darauf.
Fazit
Ein Polarisationsfilter gehört in jeden Kamerarucksack. Noch einmal, das gilt besonders für Landschaftsfotografen. Der Filter macht nicht nur einen schöneren Himmel, er ist auch ein vielseitiges Werkzeug, das Reflexionen und Dunst entfernt und einen Bildern einen Farb- und Kontrastschub verleiht. Das Teil immer auf dem Objektiv zu lassen wäre jedoch falsch, weil dann weniger Licht (1-3 Blendenstufen) in die Kamera kommt. Zudem kann der Filter auf einem Weitwinkelobjektiv zu unerwünschten Verlaufseffekten am Himmel führen. Zirkuläre Polfilter von hoher Qualität sind teuer und gewöhnungsbedürftig. Trotzdem überwiegen ihre Vorteile ganz klar.